Benjamin Imobersteg

Thun, Switzerland

Was, wenn Gott mir alles nimmt?

Es schien das beste Jahr meines Lebens. Nach einer längeren Phase der Ungewissheit und Unentschlossenheit hatte ich endlich das Studium gefunden, das mich interessierte. Auch privat lief es einwandfrei. Ich hatte eine geniale, liebevolle, witzige Frau geheiratet und gewann sieben Tage nach der Hochzeit mit meinem Team die Schweizer Meisterschaft im American Football. Kann es da überhaupt noch aufwärts gehen? Meine ersten eineinhalb Ehejahre verliefen super, natürlich nicht konfliktlos, aber ich war glücklich, liebte meine Frau und fühlte mich geliebt. Im Team war ich sehr gut angenommen, durfte nach dem Meistertitel auch endlich wieder auf meiner Wunschposition spielen und bekam immer wieder Anerkennung für meine Leistungen. Auch im Studium lief es prächtig. Ich realisierte, dass ich zu sehr guter Leistung fähig war, was mich zusätzlich motivierte, begann mit der Fachschaftsarbeit und war so schnell bei vielen Dozierenden und Studierenden bekannt und geschätzt.

In dieser Zeit wuchs in mir eine Sehnsucht nach Gott. Ich kann bis heute nicht erklären, woraus diese Sehnsucht wuchs, und trotzdem war sie da. Ich erinnerte mich an Erlebnisse, die ich ca. zehn Jahre zuvor in einer Kirche gemacht habe, und sehnte mich wieder nach dieser Gemeinschaft. Plötzlich wurde mir schlagartig klar, dass meine Frau gar nichts von diesen Erfahrungen wusste. Denn nach und nach hatte ich den Anschluss an die Kirche und die Leute dort verloren, so dass Gott und Glaube für mich unwichtig geworden waren. Als ich meine Frau kennenlernte und während den fast vier Jahren unserer Beziehung war es für mich nie wichtig genug gewesen, diesen Teil meiner Vergangenheit mit meiner Frau zu teilen. Ich fand mich in einem Dilemma wieder und Fragen über Fragen prasselten auf mich ein. Was, wenn meine Frau nicht mit mir in eine Kirche will, diese Sehnsucht nicht teilt? Oder nicht versteht? Oder noch schlimmer, gar verabscheut? Was, wenn ich all die Dinge, die ich in meinem Leben liebgewonnen habe verliere? Was wenn Gott von mir verlangt, dies oder jenes aufzugeben? Oder gleich alles? Ich hatte eine riesige Angst davor, all die wunderbaren Dinge in meinem Leben zu verlieren, besonders meine Frau.

Das Wandbild

Eines Nachmittags nahm ich all meinen Mut zusammen, um meine Frau damit zu konfrontieren. Wir hatten gerade begonnen, ein Wandbild von uns als gemeinsames Projekt zu malen. Ich legte eine CD einer Christlichen Band auf zur Ermutigung und während dem Malen fragte ich sie, ob sie Lust hätte, mal mit mir in eine Kirche zu gehen. Ohne grosse Fragen sagte sie „Ja, ok“. Man könnte meinen, ich sollte mit dieser Antwort vollkommen erleichtert gewesen sein. Nicht ich. Meine Verlustängste wurden nicht weniger, als wir in der Kirche ankamen. Was ich in diesem Gottesdienst gehört, aber vor allem gefühlt hatte, lässt sich schwer beschreiben. In dem Moment waren die Ängste komplett verschwunden. Ich war bereit, mich erneut auf einen Weg mit Gott einzulassen, egal was passieren würde.

Später, bei einem Abendessen mit einem Jugendfreund von mir, erlebte ich das, was ich als bisher grösstes Geschenk Gottes für mich ansehe: Dieser Freund war auch an jenem Gottesdienst dabei und sagte zu uns: „Also ich war schon erstaunt, dass ihr beide die Hand gehoben habt, als der Prediger die Zuhörer gefragt hat, wer den Weg mit Jesus gehen wolle“. Ich war sprachlos. Da ich meine Augen geschlossen hatte bei diesem Aufruf, wusste ich selbst nicht, was um mich herum geschah. Meine Frau teilte diesen für mich so wichtigen Wunsch! Gott hat meine Ängste gesehen und mir eine Frau an die Seite gestellt, die mit mir zusammen Gott suchen, finden und teilen will.

Ein Neustart

Dies war der Startschuss, mich mehr und mehr auf Gott einzulassen und ihm zu vertrauen, dass seine Wege die richtigen sind für mich. Ich begann zu realisieren, dass ich in meinem Leben viele Fehler gemacht habe, die mich mehr beschäftigten als ich zugeben wollte. Durch das neu gewonnene Vertrauen fand ich den Mut, diese Fehler mit Leuten zu besprechen. Die Aussage „Jesus ist am Kreuz für unsere Sünden gestorben“ bekam für mich dadurch eine komplett neue Bedeutung. Gott wurde in Jesus Mensch und starb, damit ich die Last dieser Fehler - vor Allem Selbstvorwürfe - bei ihm abladen kann. Dass erst durch Jesus Tod eine lebendige Beziehung zu Gott möglich ist, war mir schon länger bewusst, aber die befreiende Kraft, die dahinter steckt, die kannte ich bisher noch nicht.

Ich schrieb „es schien das beste Jahr meines Lebens“. Auch wenn ich noch heute auf die Zeit zurück schaue, so ist es gespickt von wundervollen Erinnerungen, aber das Leben heute in Gemeinschaft mit Gott gibt mir eine neue Dimension in meinem Leben. Ich muss nicht mehr auf solche Glücksmomente warten, sondern darf auch in schwierigen Zeiten darauf vertrauen, dass Gott meine Wege leitet. Meine Geschichte verlieh mir den Mut, voll und ganz auf Gott zu vertrauen. Er ist mein Ratgeber, Freund und Tröster. Kann es noch besser werden? Und ob!

Psalm 37,5 „Vertrau dich dem Herrn an und sorge dich nicht um deine Zukunft! Überlass sie Gott, er wird es richtig machen.“

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