Verletzen gleich Verlieren?
Ein schneller Richtungswechsel und es hat „Krr“ in meinem Knie gemacht und da wusste ich, dass es passiert ist. Das, wovor sich jeder Sportler fürchtet: Kreuzbandriss! Ohne gegnerische Einwirkung, einfach nur eine schnelle Drehung des Oberkörpers. Meine Enttäuschung war riesig. Ich hatte mir in dieser Saison so viel vorgenommen. Ich hatte mich so darauf gefreut nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt mit meinem beheimateten Ultimate Frisbee Team „Bad Skid“ um die Deutsche Meisterschaft zu spielen. Umso größer war jetzt die Enttäuschung nach dem Kreuzbandriss. Denn es hieß ein großer Rückschlag: Operation, Reha wieder von vorne anfangen und neu Laufen zu lernen. Alle Arbeit die man davor reingesteckt hat war umsonst. Das erstes Turnier frühestens nach einem ¾ Jahr, wenn man hart an sich arbeitet.
Durch die Verletzung drängte sich mir eine grundlegende Frage auf. „Warum Gott lässt du das zu?“, „Warum jetzt Gott?“
Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und habe den Glauben quasi mit der Milch aufgesogen. Mit 16 Jahren habe ich dann eine persönliche Entscheidung für Gott getroffen und bisher nie bereut gehabt, denn es ging mir gut, war sportlich erfolgreich, verletzungsfrei und gesegnet durch eine wundervolle Familie. Doch mit der Verletzung zweifelte ich auf einmal an Gott. Wie kann ich einem Gott vertrauen, der so etwas zulässt? Der einen Teil meiner Identität wegnimmt?
Ultimate Frisbee hat bei mir, seitdem ich mit 11 Jahren angefangen habe, einen hohen Stellenwert. Ich konnte mir nichts schöneres Vorstellen als mit meinem Team unterwegs zu sein, zusammen zu trainieren, Turniere zu spielen und Erfolge zu feiern. Ich habe für diese Erfolg gelebt, obwohl man nichts dafür verdient außer die Anerkennung von Familie, Freunde und Teamkollegen. Dadurch wurde ich auch schnell erfolgreich, Deutscher U20 Meister, Junioren Europameister, Bronze bei den Juniorenweltmeisterschaften und jetzt Teil des Erstligateams „Bad Skid“ und immer auf der Suche nach dem nächsten Schritt und weiterem Erfolg. Mit der Operation hatte ich viel Zeit nachzudenken. Wer bin ich? Was ist tatsächlich meine Identität? Was will Gott von mir? Mit der Zeit habe ich herausgefunden, warum mir der Verlust des Sportes so weh getan hat und mich an Gott hat zweifeln lassen. Ich habe jahrelang auf das falsche Pferd gesetzt und nun einen Teil verloren. Ich habe auf den Erfolg und den Sport gesetzt, statt auf die Beziehung zu Gott und seine bedingungslose Liebe. Im Sport kann immer etwas passieren, doch Gottes Arm gibt ewig Halt. Deswegen habe ich neben dem Muskulatur Aufbau auch mehr Zeit für die Beziehung zu Gott investiert und ihn gefragt wie er mich sieht. Für Gott brauche ich nicht erfolgreich zu sein, er nimmt mich so an wie ich bin. Selbst als verletzter Sportler. Dadurch war das Jahr nicht verloren, sondern ein Gewinn. Denn ich habe Gott und dadurch auch mich besser kennengelernt. Dies hat auch meine Einstellung beim Ultimate geändert. Wenn ich nun auf dem Platz stehe ist sehr viel Dankbarkeit und Freude dabei. Ein klein wenig Ehrgeiz spielt – klar doch – auch noch mit. Doch jeden Punkt den ich spiele, ist ein Geschenk Gottes und ich will ihm dafür alle Ehre zurückgeben. Denn er hält zu mir auch wenn ich schwach bin. Worauf gründest du deine Identität? Auf welches Pferd setzt du? Ich freue mich auf deine Kommentare, Anmerkungen und Gedanken zu diesem Thema. Gerne erzähle ich mehr was ich im Sport mit Gott erlebe.