Wo ist Gott wenn man als Teenager missbraucht wurde?
Meine Kindheit…
Meine Kindheit war ein bisschen durcheinander, aber glücklich trotz allem. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 8 Jahre alt war. Das war wie wenn eine Bombe in meinem Herzen explodiert wäre. Ich bin damit gross geworden, habe meinen Vater gesehen sooft es möglich war, aber er war unglücklicherweise viel unterwegs.
Trotz allem hat es meine Mutter geschafft uns ihre bestmögliche Liebe zu geben. Sie hat uns früh gelehrt, Jesus zu lieben und ihn in unser Leben einzuladen. Ich habe gelernt, ihm langsam den Platz meines Vaters zu geben. Was mir nachher sehr nützlich war.
Der Anfang eines langen Weges
Im Jahr 2000, sind wir in ein anderes Land umgezogen. Das war ein anderes schmerzhaftes Ereignis. Ich musste das Land meiner Kindheit verlassen und entfernte mich noch mehr von meinem Vater. Von 2001 bis 2006 habe ich, was ich als die schlimmsten Momente meines Lebens nenne, erlebt:
Ein Bekannter meiner Familie hat angefangen sehr befremdend mit mir umzugehen. Ich war 13 Jahre alt und suchte einen “neuen Papa”. Der Umzug, ein neues Gymnasium, eine neue Umgebung… all dies war verwirrend. Je mehr die Zeit verging, desto mehr missbrauchte mich diese Person sexuell. Mit unangebrachten Berührungen, Worten, Verhalten, ein Vergewaltigungsversuch und zum Schluss Drohungen falls ich irgendetwas davon erzählte. Es war extrem schwierig.
Eine innere Zuflucht… Um meine Familie zu schützen, habe ich geschwiegen. Aber in meinem Innersten, in das ich mich geflüchtet hatte, betete ich zu Gott, um ihn zu bitten mich zu retten und zu schützen, aber vor allem mir zu helfen und mich nie alleine zu lassen.
Innerhalb von 6 Jahren ging ich durch eine schlimme Depression, Anorexie, Bulimie und hatte Selbstmordgedanken und andere Leiden. Es war so schlimm, dass meine Mutter sehr Angst um mich hatte und mit mir einen Psychologen aufsuchte.
Ich vertraue ihm… Anschliessend und trotz allem habe ich mich taufen lassen, denn ich vertraute meinem Gott, ich wollte ihm nachfolgen, ich wollte, dass er ganz Teil meines Lebens wurde. Im letzten Moment hätte ich fast zu meinem Pastor gesagt: “Nein, das ist zuviel, ich kann nicht, ich lass es sein”, aber im gleichen Moment als ich aus dem Wasser auftauchte, hatte sich alles geändert. Ein neues Leben hatte begonnen. Gott hatte meine Last, die mich schwer bedrückte, weggenommen. Es war so, dass ich meine Vergangenheit sah, aber auch meine Zukunft mit Jesus. Ich fühlte, dass er mir sagte, dass ich keine Angst mehr zu haben brauchte, weil er die Situation kontrollierte. Ich konnte ihm vertrauen!!! Ich erinnere mich noch an diesen Tag des 18. Dezember 2005.
Und noch ein Wunder… Im Jahr 2006 habe ich mein Abitur mit Auszeichnung bestanden. Dabei wollte ich mein Studium wegen meiner Depression aufgeben. Dann bin ich nach Frankreich gegangen, um mein Studium fortzusetzen. Ich musste mich lange mit der Vergebung beschäftigen, bevor ich fähig war, weiterzumachen. Das war das Ende meines Leidensweges.
Eine sichere Zukunft Nach diesem allem wäre es mir unmöglich gewesen Gott nicht zu lieben oder an ihn zu glauben. Aber durch diese Prüfungen habe ich, im Gegenteil, ihm noch mehr vertraut und mit ihm geredet. Mehrere Male habe ich gesagt: “Dein Wille, Herr, geschehe und nicht meiner. Du allein Herr weisst, warum ich dadurch muss.” Im Moment bin ich 26 und schliesse mein Master2 ab und alle die Dinge, die ich erzählt habe, sind Teil meines Lebens. Es ist meine Vergangenheit, die ich nicht vergesse, aber die auch keinen Einfluss mehr auf mich hat. Jetzt weiss ich, dass ich eine von Jesus geplante Zukunft habe. Er ist alles für mich und ich weiss, dass ich immer auf ihn zählen kann. Der Rest des Weges wird nicht ohne Probleme sein, aber mit ihm weiss ich, dass ich alles erreichen kann.
Und jetzt… Ich kenne dich nicht und auch nicht deine Situation, aber ich kann dir sagen, dass bei allem, das dir passiert, du Jesus um Hilfe rufen kannst. Er antwortet dir und hilft dir, wie er es bei mir gemacht hat, vertrau ihm. Ich versichere dir: wenn du mit jemandem reden willst, bin ich da um dir zuzuhören. Bis bald.
Lia