Wie ich Meinem Vater Vergeben konnte
Schon als Kleinkind erlebte ich eine Familientragödie. Mein Vater schlug meine Mutter und sie starb in der Folge. Ich kann mich zwar nicht bewusst erinnern, aber im Unterbewusstsein haben sich diese Ereignisse festgesetzt.
Ich kam mit 2 Jahren zu lieben und fürsorglichen Pflegeeltern aber ich war ein schwieriges Kind. Das Gewaltpotenzial von meinem Vater übertrug sich auf mich. Weil ich mich sehr asozial verhielt versetzte man mich in einen anderen Kindergarten, aber ohne Erfolg. Das Problem vom Zuschlagen verfolgte mich bis ins Teeniealter, wo das Problem beim Elterngespräch in der Schule zur Sprache kam.
Plötzlich meldete sich mein leiblicher Vater, mit dem ich bis dahin keinen Kontakt hatte, am Telefon. Darauf erklärten mir meine Pflegeltern zum ersten Mal, dass mein Vater meine Mutter geschlagen hatte und sie in der Folge gestorben ist. Mit damals 15 Jahren beschloss ich, nie mehr Gewalt anzuwenden. Durch das neue Wissen um meine tragische Vergangenheit kam ich aber in Gefühlsstrudel, welche ich dann mit Alkohol wegzuspülen versuchte. Ausserdem war ich nach wie vor sehr rebellisch.
Mit 25 begann ich mich intensiver mit meinem Leben und dem christlichen Glauben zu beschäftigen. Dabei drang ich in der Tiefe meines Herzens auf die „warum?“ - Frage in dieser Sache. Mir wurde bewusst, dass mein Vater an mir und unserer Familie schuldig geworden war. Ich fand heraus, dass Gott solche Sachen zulässt, weil sich der Mensch von Gott und seiner schützenden Liebe und Fürsorge losgesagt hat. Ohne Beziehung zu seinem Schöpfer kann der Mensch nicht so leben wie es für ihn geplant war, und ist der ganzen Macht des Bösen mit all seinen Facetten ausgeliefert. Weil Gott sich nach dieser verlorenen Beziehung sehnt, hat er seinen Sohn auf die Welt gesandt. Sein Sohn Jesus Christus hat all das Böse, was aus unserem Alleingang ohne Gott entstanden ist auf sich genommen, und am Kreuz an unserer Stelle den Tod erlitten und mit seiner Auferstehung den Tod und die Macht des Bösen besiegt.
Genau das war nun auch der Ausweg aus meiner persönlichen Tragödie. Ich konnte diesen ganzen Schmerz der in meinem Unterbewusstsein schlummerte an Jesus abgeben. Weil ich durch Jesus vollkommene Vergebung erlangte, konnte ich nun auch meinem Vater vollkommen vergeben. Weil ich keinen direkten Kontakt zu ihm hatte, hielt ich diese Vergebung für ihn in einer Urkunde fest, die ich ihm dann zusandte.
Als mein Vater wenige Jahre später starb, konnte ich ganz unbekümmert an seine Beerdigung gehen, weil ich wusste, dass auch er eine ganz persönliche Beziehung zu seinem Erlöser Jesus gefunden hatte, und ich ihm von meiner Seite her alles vergeben hatte. Mir war ganz stark bewusst, dass er im Himmel wegen der Schuld an mir nicht mehr angeklagt werden konnte. Ich bin mir gewiss, dass mein Vater einer der Menschen ist, die mir im Himmel entgegenkommen, wenn ich dort ankomme und ich freue mich auf diesen Moment.