Mut – Mutiger – Kolumbien
Aus der Sicht von Heute war ich ein ziemlicher Angsthase. Nicht, weil ich nichts wagte – sondern weil ich als Kind und Jugendlicher unter Angstzuständen litt, die ich weder kontrollieren konnte, noch einen Ausweg daraus sah. Sie traten sporadisch auf und liessen mich zum Beispiel nicht über eine Eisenbahnbrücke laufen oder entspannt einen Sonntagsausflug mit der Familie geniessen.
Als ich dann mit 18 Jahren den Entscheid fällte, Jesus Christus als meinen Retter anzunehmen, besserte sich die Situation in einigen Bereichen. Doch die Themen wie «an unbekannte Orte Reisen» oder gar «Fliegen» liessen mich Tage zuvor in ein Gefühlsloch sinken. Am Reisetag selber konnte ich nichts essen – meine Gedanken drehten sich um die Angst davor und der Körper reagierte mit Symptomen wie Schweissausbrüche, tiefer Blutdruck, Herzrhytmusstörungen, Durchfall und dergleichen.
Vor der Heirat mit meiner Frau, die schweizer und kolumbianische Wurzeln besitzt, dachte ich nicht daran jemals nach Südamerika zu reisen. Sie akzeptierte und ich war erleichtert – so rosarot kann Liebe sein.
Doch der Wunsch kam natürlich, dass wir eines Tages auch die Familie in Kolumbien besuchen und ich sie kennenlernen sollte. Wir entschieden, als Unterstützung einen guten Freund mit auf die Reise zu nehmen. Die Tickets bestellten wir zu dritt online auf unserem Computer. Ich brauchte jedoch ganze zwei Stunden Überzeugung und Zureden, bis ich bereit war den «Buchen»-Knopf zu drücken. Die Reise war wie ich es von früher her kannte: wie ferngesteuert, ohne Appetit, halb krank vor Sorge ... das war im Jahr 2004.
Seit Ende 2011 leben meine Frau, unsere Kinder und ich in Medellin, Kolumbien. In einer Stadt, die verbunden mit dem Namen des ehemaligen Drogenboss' Pablo Escobar ist und vor der viele Menschen heute noch ihre Bedenken haben, jemals hinzureisen.
Was war passiert? Ein Wunder! Dank diversen Gesprächen mit einem Freund lernte ich Gott neu kennen. Als liebenden Vater, der für mich und meine Familie sorgt und uns beschützt. Er ist nicht der, welcher mit drohendem Zeigefinger dauernd vom Himmel herab anklagt und mich ins Unglück stürzen möchte. Nein, er wünscht sich ein Gegenüber, ohne Angst, in vollem Vertrauen zu ihm. Das war der Befreiungsschlag für einen Neuanfang.
Heute leben wir 300 Meter Luftlinie entfernt von Pablo Escobars Grab und ich reise geschäftlich mindestens zweimal pro Jahr in die Schweiz. Ich geniesse heute die Atmosphäre der verschiedenen Flughäfen, das Abheben und die Reise selbst. Die Angst – die wurde von der Angst gepackt ;-)
Wenn du in deinem Leben Bereiche hast, die durch Angst ausbremst werden, so dass du das Gefühl hast nicht weiter zu kommen, kann ich dir nur eines empfehlen: besprich deine Ängste mit Gott, suche dir eine Vertrauensperson und fange an, dieser Angst die Stirn zu bieten. Es kann sich nur lohnen!
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