Brutto für netto
Die nachfolgende Geschichte ist theologisch nicht korrekt. Aber sie spiegelt eine persönliche Erfahrung wider:
Ich bin Veit Gruber, 50 Jahre alt – seit langem Christ.
Ich bin Bankkaufmann. Seit vielen Jahren habe ich mit Finanzierungen für Privatkunden zu tun. Egal, ob jemand ein Haus kauft oder in seine berufliche Selbständigkeit investiert. Ohne eine Finanzierung kommt kaum einer aus. Und: Mit Finanzierungen kenne ich mich aus.
Irgendwann habe ich mich dann gefragt, wie denn vor 2000 Jahren die ersten Christen ihre Aktivitäten finanziert haben. Ablasshandel gab es nicht, und auch keine Kirchensteuer.
In der Bibel gibt es einige Stellen, in denen klar gesagt wird: Gib 10 Prozent von dem, was Du in einem Jahr erwirtschaftest. 10 % – ja doch – das ist schon ganz schön viel. Da ist wohl auch schon immer viel getrickst worden. Aber Gott sagte schon viel früher durch seine Propheten: 10 % – es muss nicht mehr sein, aber auch nicht weniger. Und er setzte noch eins drauf: Probiert es doch aus, ob es euch nicht gut tut, wenigstens diese 10 % einzuhalten – ohne Schummelei.
Es dauerte eine Weile, aber irgendwann Ende 2011 war mir dann klar: Das galt nicht nur damals, das gilt auch noch heute. Veit, das hat etwas mit Dir zu tun. Ja – ich hatte schon immer mal das eine oder andere Projekt mit Spenden unterstützt. Aber 10 % – bei zwei Verdienern in der Familie, das war etwas ganz anderes.
Zu diesem Zeitpunkt – kurz vor dem Jahresende – hatte ich keine Reserven, um die 10 % für dieses Jahr noch irgendwie zu stemmen. Aber für kommende Jahr hatte ich mich darauf vorbereitet. Da kam meine Mutter auf mich zu: „Hallo Veit, weißt Du was: Ich schenke Dir 2.000 Euro zu Weihnachten.“
Das ist die Chance – jetzt kannst Du Dich noch einmal mit Deinen 10 % auseinander setzen. Da geht noch `was.Das war mein erster Gedanke.
Halt, stopp. Bleib mal auf dem Teppich. Du hast Verantwortung für 5 Köpfe. Die 2.000 Euro gehören in die Haushalts-Reserve, die ist ziemlich leer. Das war der zweite Gedanke.
Ich habe lange hin und her überlegt. Und dann mit dem Geld vier Projekte mit Spenden unterstützt. Die Reserve ging leer aus.
Wenige Tage später: Ein Termin in der Unternehmenszentrale in Potsdam. Danach kommt meine Chefin auf mich zu: Hallo Herr Gruber, toll wie Sie sich in diesem Jahr eingesetzt haben. Ich habe mich darum gekümmert, dass Sie eine extra Prämie erhalten. Mit dem nächsten Gehalt bekommen Sie 2.000 Euro extra. Das war das erste Mal, dass man mir eine Extra-Prämie zukommen ließ.
Und: Da waren sie schon wieder – die 2.000 Euro, die ich doch gerade erst weggeben hatte.Halt – sagt da der Kaufmann in mir – da ist noch etwas: Von diesen 2.000 Euro gehen noch Steuern und Sozialabgaben weg. Das kann man nicht 1 : 1 vergleichen. Aber gut – ist schon in Ordnung.. Ich will ja nicht meckern.
Zwei Tage später: Beim Abendessen zeigt mir Uta, meine Frau, ein Schreiben ihres Arbeitgebers. Der hatte ihr eine Prämie von 700 Euro gegeben.
Und so kamen jetzt – brutto – 2.700 Euro extra in die Haushaltskasse. Netto waren das genau die 2.000 Euro, die ich an Spenden für Projekte auf den Weg gebracht hatte. Gott hat echt Humor.
Meine Erfahrung seither: Es geht auch, wenn 10 % des Einkommens abgebe.