FREIHEIT ?!
In den 90er Jahren begann ich meine Ausbildung und war während dieser Zeit in einem Wohnheim untergebracht. Weit weg von Zuhause und wow, wie habe ich diese Zeit in meinem Leben genossen. Keine Eltern, keiner der dir sagt was du zu tun und zu lassen hast, endlich ein Leben in Freiheit. Diese neue Freiheit erfüllte natürlich alle Klischees vom Leben in einem Wohnheim. Ich freute mich auf drei Jahre: Saufen hier, Disco da und freie Liebe für alle. Hurra, was für ein Leben. Ich konnte es kaum erwarten, wenn es am Sonntag wieder von der Heimat – der Füße unter Papas Tisch, in Richtung Wohnheim – keine Regeln, ging.
Irgendwann kam eine Art Sozialarbeiter ins Wohnheim. Er war sehr neugierig. Bei kleinen Treff`s löcherte er mich ständig mit Fragen übers Leben. Naja, er macht ja auch nur seinen Job dachte ich. Doch so langsam wurde aus den kleinen Treffs eine feste Zeit und meine neue Freiheit bekam einen Dämpfer. Im Laufe der Zeit freute ich mich immer öfter auf die gemeinsame Zeit, in der wir über Gott und die Welt reden konnten und so bekam das Leben im Wohnheim irgendwie eine andere Richtung.
Vielleicht lag es daran wie er mit mir redete oder was er sagte, alles lief auf die typischen Fragen hinaus. Wer bin ich, wo komm ich her, wo geh ich hin. Alles Fragen denen ich mich als junger suchender Mensch nicht entziehen konnte. Die Antworten die ich bekam, gaben mir wirklich zu denken. Etwa „Der Mensch sei von Geburt an böse“ und so weiter.
Hey, das konnte ich so nicht stehenlassen und wollte natürlich mehr wissen. Mein Bruder hatte mir mal versucht was von Gott zu erzählen, doch das tat ich schnell als Märchen ab. Den Antworten von unserem Sozialarbeiter ging ich dann aber doch nach und so beschloss ich selbst das Buch in die Hand zu nehmen und nachzulesen. Wow, hier tat sich eine ganz andere Welt auf. Eine Zeit lang war ich hin und her gerissen zwischen meiner neuen Freiheit und einer anderen neuen Welt.
Als ich mich nach einiger Zeit tatsächlich in einem Gottesdienst wieder fand und der Predigt zuhörte, wurde mir dann doch ganz anders. Wieso wusste der Prediger dort vorn wie mein Leben aussah und was ich so im Wohnheim trieb. Und was ist diese Buße eigentlich. Also dies wurde dann doch eine wirklich interessante und sehr emotionale Erfahrung. Oh man, zum Glück endete der Gottesdienst schnell.
In den nächsten Tagen kreisten meine Gedanken nur noch um Gott, Jesus und mein derzeitiges Dasein. Doch eines Abends drängte mich irgendetwas, mein Leben in seine Hand zu geben. Ich dachte mir, was hast du zu verlieren. So bat ich ihn, wie ich es im Gottesdienst gehört hatte um Vergebung für mein bisheriges Leben und schlief irgendwann unter Rotz und Wasser ein.
Am darauffolgenden Tag fühlte ich mich irgendwie anders – irgendwie besser. Ich traf mich mit unserem Sozialarbeiter im Wohnheim und erzählte ihm von der letzten Nacht. Noch am selben Nachmittag wiederholten wir alles noch einmal gemeinsam bei Ihm zu Hause.
Die nächsten Monate wunderten sich viele meiner Freunde, was soll das und wieso überhaupt, kannst du nicht so sein wie vorher? Wie geht das eigentlich, erst dauernd Party machen und nun ist alles vorbei?
Doch ich vermisste nichts von alledem und erlebte nun eine ganz andere, wirkliche FREIHEIT.