Patrick Bonhomme

Mein Wiedersehen mit meinem Vater und mir selbst

Es war in der letzten Woche des Monats Juli 2002; ich war 20 Jahre alt.

Meine Eltern haben sich getrennt als ich ein Jahr alt war. Meine Mutter musste uns, so gut sie konnte, alleine erziehen, meine Schwester und mich. Beim Beobachten der Beziehungen, die manche mit ihrem Vater hatten, habe ich micht gefragt, wie es wäre, wenn mein Vater bei uns zu Hause gelebt hätte. Weil ich meinen Vater nur ab und zu sah, kannten wir uns nicht wirklich. Er hat mir sein Herz nie anvertraut, dass ich mich seiner Erfahrungen bedienen konnte, um Lebenslektionen zu lernen. Er unterschrieb mein Notenheft der Schule, gab mir Taschengeld und zeigte Härte wenn es nötig war. Das war unserer einziger Erfahrungsaustausch.

Nach dem ich zu Gott gebetet und auch seine Liebe gespürt habe, hatte ich Durst, Veränderungen in meinem Leben zu sehen, auch in meiner Beziehung zu meinem Vater. So habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich eine richtige Vater-Sohn Beziehung wollte. Mit der Unterstützung meiner Mutter und anderen Leuten habe ich mich entschieden, mit meinen väterlichen Verwandten den Kontakt wieder aufzunehmen und ich habe auch meinen Vater kontaktiert, denn ich liebte ihn und ich wollte den Mut haben, es ihm eines Tages zu sagen. Doch ich verpasste immer wieder die Gelegenheiten, die sich ergaben, indem ich mir sagte:”Ich habe ja Zeit”.

Mittwoch, den 1. August 2002 war ich zu Besuch beim Bruder meines Vaters, mit ihm hatte er einen guten Kontakt. Ich war überzeugt, dass ich mich dem Ziel genähert hatte. Da klingelte das Telefon meines Onkels. Die Nachricht erreichte uns, dass sein Bruder, mein Vater, bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen war. Ich erinnere mich noch gut daran was ich sagte,  als ich realisierte, dass ich ihn nie mehr wiedersehen würde: ”Ich habe ihm nie gesagt, dass ich ihn liebte”. Ich war von einem Schuldgefühl geplagt. Ich hörte nicht auf, mir zu sagen, dass mit einem Telefongespräch und ein bisschen Mut sich alles hätte ändern können….Mit 20 Jahren hatte ich meinen Vater verloren und alle Antworten auf meine Fragen. Seinen Vater zu verlieren ist wie seine Orientierung verlieren. Und wenn man seinen Vater verliert, ist man selbst verloren. Ich war verloren.

Eines abends, als ich auf dem Fussboden meines Zimmers sass, habe ich realisiert, wie sehr Gott mein Vater war in der Bibel. Ich habe mich an diesem Gedanken festgehalten und angefangen zu beten. Es wurde mir bewusst, einen Vater verloren zu haben,  aber ich war überzeugt dass der ANDERE mich schon adoptiert hatte. Ich war sein Sohn für immer.

Jenen Abend hatte ich den Mut, den es brauchte um zu Gott, meinem Vater, zu gehen. Ich habe ihm meine Fehler, meine Ängste, meine Vorhaben gestanden obwohl ich doch irgendwie wusste, dass er sie schon kannte. Ich habe ihm wiederholt, dass ich ihn liebte und ihm ähnlich sein wollte. Er hat meine Tränen getrocknet, die Leere überbrückt,  mich mit seiner unvergleichlichen Liebe gefüllt bis ans Ende meines Lebens.

Jetzt lebe ich jeden Tag um ihm zu gefallen und so wie ich in ihm wachse erkennt man ihn in meinem Charakter. Ich weiss, wo ich herkomme und wo ich hingehe.  Wenn, wie bei mir, euer Vater aus irgendeinem Grund weggegangen ist oder wenn er lebt aber sehr distanziert ist, müsst ihr den richtigen Vater als Bezugspunkt finden.

Für mich war der Tag an dem ich ihn gefunden habe auch der Tag als ich entdeckt habe, wer ich bin.

Patrick

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